29 Oktober 2024
Ist deine Website barrierefrei? Bald wird es zur Pflicht!
- Diversität
Von toxischen Trends zu klaren Gewässern: Ein Manifest für die Rettung unserer Lebensader
Wasser, das Lebenselixier, steht im Zentrum allen Lebens auf unserem Planeten. Es symbolisiert Reinheit und ist essenziell für die Existenz jedes Lebewesens. Umgeben von Zellmembranen, bildet Wasser das Fundament jeglicher Strukturen und Lebensformen. Als Meister der Metamorphose und intelligentes Element interagiert Wasser in seinen vielfältigen physischen Zuständen. Diese faszinierende Kommunikation hat die Forscherin Veda Austin über ein Jahrzehnt mit ihrer makroskopischen Fotografie eingefangen und dokumentiert.
Die Anerkennung der Natur als lebendige, empfindsame Wesenheiten – darunter Flüsse, Seen und Landstriche – legt den Grundstein für eine Verbindung zwischen indigenem Wissen, westlichen Rechtstraditionen und dem Prozess der Dekolonialisierung. Von den Ufern des Amazonas bis zum neuseeländischen Whanganui, dem Mutuhekau Shipu (oder Magpie River) in Kanada und dem Klamath River in den USA haben natürliche Gewässer rechtliche Anerkennung und Persönlichkeitsstatus erhalten. Diese Entwicklung ehrt die tiefen Bindungen indigener Vorfahren an ihre natürliche Umgebung. Die Verleihung eines intrinsischen Rechts auf Leben und Prosperität an diese natürlichen Körper fordert die etablierten, extraktiven und umweltschädlichen Praktiken der Modeindustrie heraus.
Zum Weltwassertag am 22. März, einem Tag, der die lebensnotwendige Bedeutung von Süßwasser hervorhebt, entsteht eine neuartige Erzählung. Sie verknüpft das lebendige Mosaik der Modeindustrie mit dem toxischen Einfluss, den ihre Produktion auf die weltweiten Wasserressourcen ausübt. Forschungen des letzten Jahres zeigen auf, wie der unersättliche Wasserverbrauch der Menschheit und ihre Vorherrschaft über die Süßwasserreserven eine Verschiebung der Erdachse bewirkt haben. Die exzessive Entnahme und Umleitung von Grundwasser, vor allem in Nordwestindien und dem Westen der USA, haben nicht nur die Pole unseres Planeten verlagert, sondern veranschaulichen eindrücklich unseren tiefgreifenden Einfluss auf die Erde. Sie mahnen zur Achtsamkeit und Verantwortung im Umgang mit unseren lebenswichtigen Ressourcen – denn große Macht birgt auch große Verantwortung.
Das Motto “Leveraging Water for Peace” würdigt nicht nur die essenzielle Rolle des Wassers, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die global zunehmenden Konflikte, die oft durch Wasser, dessen Verfügbarkeit und Instrumentalisierung entfacht werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Industrien, die auf die Reinheit und Verfügbarkeit unserer Wasserressourcen signifikanten Einfluss nehmen. In diesem Kontext tritt die Modeindustrie als ein Hauptakteur der Wasserverschmutzung und somit der Wasserarmut hervor, und entfaltet eine verzwickte Erzählung aus Ästhetik, Konsum und dessen Folgen. Vor dem Hintergrund der chemisch kontaminierten Flüsse in Bangladesch und China, die schwarz und rot fließen und Gemeinschaften verdrängen, sind unsere Perspektiven und rechtlichen Rahmenbedingungen bislang unzureichend angepasst worden.
Der Weltwasserentwicklungsbericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2023 läutet die Alarmglocken bezüglich einer drohenden globalen Wasserkrise und hebt hervor, dass fast 30 % der globalen Bevölkerung von Wassermangel betroffen sind. Es wird vorhergesagt, dass bis zum Jahr 2050 nahezu 3 Milliarden Stadtbewohner von anhaltenden Dürreperioden betroffen sein könnten. Ein solch globales Problem erfordert eine internationale Kooperation, und die Modeindustrie, mit ihren innovativen Produktionsmethoden und einflussreichen Unternehmen, kann hierbei eine führende Rolle einnehmen.
Die Fast-Fashion-Branche ist ein unersättlicher Konsument von Wasser – jährlich 79 Billionen Liter, sowie ein erheblicher Verursacher von Wasserverschmutzung, verantwortlich für 20 % der industriellen Wasserverschmutzung. Mit einem erwarteten Anstieg des Bekleidungskonsums um weitere 63 % auf 102 Millionen Tonnen bis 2030, tickt die Uhr mit alarmierender Lautstärke.
Leuchtende Farben fordern often ihren Tribut: Chemische Färbeprozesse zählen zu den schädlichsten für die Umwelt und sind für 3 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich – eine Zahl, die bis 2050 auf über 10 % anwachsen könnte. Die Weltbank identifizierte 72 giftige Farbstoffe, die direkt aus der Textilfärbung stammen. Diese Zahlen malen ein düsteres Bild von Gewässern in Ländern wie China, Bangladesch, Thailand und Indonesien, die in der Färbungsindustrie eine führende Rolle spielen und deren Wasserwege unter schwachen Regulierungen und Kostendruck mit leuchtenden, doch tödlichen Abwässern verunreinigt werden. Diese toxischen Abwässer, eine Mixtur aus krebserregenden Azofarbstoffen, Salzen, “Ewigkeitschemikalien” und Schwermetallen, hinterlassen nicht nur tiefe ökologische Wunden, sondern vergiften auch essentielle Trinkwasserquellen.
Der blaue Fußabdruck der Mode ist enorm, denn ihr jährlicher Wasserverbrauch würde 37 Millionen olympische Schwimmbecken füllen. Die Jagd nach der perfekten Jeans, die Tausende Liter Wasser pro Stück verschlingt, und die flüchtigen Saisontrends erfordern einen massiven Einsatz von Chemikalien und Farbstoffen. Die Wasserverschmutzung durch Fast Fashion ruft nach einem dringenden Umdenken, angesichts der erdrückenden Zahlen und Bilder, eine Vorstellung, die beinahe zu gewaltig erscheint, um sie zu begreifen.
Mit ihrem Einfluss, Innovationspotential und finanziellen Kapazitäten hat die Modeindustrie die Mittel, sich für den Schutz des Wassers einzusetzen, es nicht als Ware, sondern als unverzichtbaren Lebenspartner zu betrachten. Dieses Bewusstsein spiegelt sich im Maori-Sprichwort wider: “Ich bin der Fluss und der Fluss ist ich”, welches die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Natur unterstreicht.
In einem Jahr, das zum radikalen Miteinander in einer von Konflikten geplagten Welt aufruft, in der nur wenige Nationen Wasserzugang als fundamentales Menschenrecht in ihrer Verfassung verankert haben, mahnt uns die Geschichte sowie die Realität der Modeindustrie über Wasserverschmutzung, dass unser Handeln untrennbar mit der Gesundheit unseres Planeten verbunden ist. Jede Farb- und Stoffwahl webt mit an dem großen Teppich unserer ökologischen Zukunft. Entscheidungsträger sind aufgerufen, neue Wege der radikalen Kooperation und erweiterten Produzentenverantwortung (EPR) zu beschreiten.
29 Oktober 2024
9 Oktober 2024
24 September 2024