
30 September 2025
Wie glaubwürdig sind Zertifikate in der Mode?
- Greenwashing
- Erweiterte Herstellerhaftung
Können Zertifikate für nachhaltige Forstwirtschaft die Umwelt ausreichend schützen?
In einem unserer früheren Beiträge haben wir dich mit Lyocell bekannt gemacht – eine innovative Faser, hergestellt aus dem Holz des Eukalyptusbaums. Als vollständig biologisch abbaubare Textilfaser findet Lyocell häufig Verwendung in den Sortimenten umweltbewusster Modemarken. Doch der Anbau von Eukalyptusbäumen in Europa birgt seine Tücken: Diese fremden Baumarten tragen zur Verringerung der biologischen Vielfalt bei und neigen zudem zu hoher Brandgefährdung.
Gibt es also eine umweltfreundlichere Alternative zu Lyocell, und worin unterscheiden sich Lyocell und TENCEL? Die Lenzing AG, führender Produzent von Lyocell, zeichnet sich durch Zertifikate des Forest Stewardship Council (FSC) und des Programme for the Endorsement of Forest Certification (PEFC) aus. Beide Organisationen setzen sich für den Umweltschutz ein und gewährleisten die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder.
Fällt es dir schwer, im Dickicht der Informationen und Zertifizierungen den Durchblick zu bewahren? Möchtest du mehr über die verschiedenen Zertifikate im Bereich der Forstwirtschaft erfahren? Bei uns bist du an der richtigen Adresse, um Licht ins Dunkel dieser komplexen Themen zu bringen!
TENCEL™ ist eine besondere Art von Lyocell, die von der Firma Lenzing hergestellt wird. Diese Firma überwacht sorgfältig die gesamte Lieferkette ihrer Produkte, was Ihnen ermöglicht, die Herkunft der Fasern bis hin zum Endprodukt lückenlos nachzuvollziehen.
Lenzing stellt sicher, dass das für TENCEL verwendete Holz ausschließlich aus zertifizierten und nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Das Unternehmen setzt sich von anderen Herstellern ab, indem es strikte Vorgaben für seine Holz- und Zellstofflieferanten festlegt, was nicht bei allen Lyocell-Produzenten der Fall ist.
Die meisten Holzlieferungen für die Zellstoffherstellung erfolgen aus demselben oder einem benachbarten Land, wo auch die Zellstoffproduktion stattfindet, um lange Transportwege zu vermeiden. Jedoch hängt die Kürze der Lieferkette bei Endprodukten, wie beispielsweise einer TENCEL-Bluse, von ihrem tatsächlichen Produktionsort ab.
Ein Großteil des Holzes und Zellstoffs für TENCEL kommt aus Mitteleuropa, insbesondere aus Österreich und der Tschechischen Republik. Es gibt aber auch Zellstoffproduktionen in Südafrika und Nordamerika.
Die Lenzing-Gruppe betreibt zwar mehrere Fabriken in Europa, produziert aber auch außerhalb dieses Kontinents TENCEL. Über die chemische Zusammensetzung und deren Umweltverträglichkeit von TENCEL im Vergleich zu Lyocell, die ebenfalls strengen EU-Richtlinien unterliegen, können wir keine abschließenden Aussagen treffen.
Lenzing bezieht bewusst keinen Eukalyptus aus trockenen Gebieten wie Portugal oder Spanien. Das Unternehmen erkennt zwar die Problematik des hohen Wasserverbrauchs von Eukalyptusbäumen an, sieht aber dennoch Vorteile im effizienteren Wasserverbrauch dieser Bäume verglichen mit anderen Kulturpflanzen. In Südafrika besitzt Lenzing Eukalyptus- und Akazienplantagen, deren hoher Wasserbedarf die Trockenheit der Region verstärkt. Es wirft Fragen auf, warum das Unternehmen gerade dort Eukalyptus anbaut.
Lenzing hat in Brasilien 70.000 Hektar für den Aufbau von FSC-zertifizierten Eukalyptusplantagen und Zellstofffabriken erworben. Eines der Unternehmensziele ist es, 15.000 Hektar dieser Flächen bis 2030 im Rahmen des neuen Zellstoffprojekts in Brasilien zu erhalten. Lenzing ist bestrebt, sowohl alte als auch bedrohte Wälder zu schützen und setzt auf Innovationen in der Zellstoffgewinnung, einschließlich des Recyclings von Textilien, um den Holzverbrauch zu optimieren.
Das Holz von Lenzing ist dank eines sorgfältigen Due-Diligence-Systems (DDS) für die Holzbeschaffung bis zum Ursprungswald rückverfolgbar, was Sicherheit hinsichtlich der Herkunft bietet, unabhängig von der Zertifizierung.
Alle TENCEL-Produkte tragen entweder ein FSC- oder PEFC-Label, sind als umweltfreundlich durch das EU Ecolabel zertifiziert und als biobasiertes Material vom USDA (United States Department of Agriculture) anerkannt. Zudem erfolgt die Herstellung der Lyocell-Fasern in einem geschlossenen Produktionsprozess, bei dem Zellstoff effizient und umweltschonend zu Cellulosefasern verarbeitet wird. Das Lösungsmittel im Solvent-Spinnverfahren wird dabei weitestgehend recycelt.
Obwohl TENCEL in puncto Chemikalien gegenüber Lyocell Vorteile haben könnte, unterliegen beide Produkte den strengen EU-Vorschriften.
Die FSC-Zertifizierung (Forest Stewardship Council) garantiert eine nachhaltige Waldbewirtschaftung, wobei besonders auf den Erhalt der Artenvielfalt und die Rechte der lokalen Bevölkerung und Arbeitnehmer:innen geachtet wird. FSC bietet drei Zertifizierungstypen: FSC 100%, FSC Recycled und FSC Mix.
FSC MIX-Zeichen bedeutet, dass das Produkt aus Materialien von FSC-zertifizierten Wäldern, recycelten Materialien und/oder FSC-kontrolliertem Holz stammt. Letzteres stammt nicht aus FSC-zertifizierten Wäldern, minimiert aber das Risiko, aus unverantwortlichen Quellen zu kommen.
PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification) bietet ebenfalls Zertifizierungen für Lyocell an. Im Folgenden erfährst du mehr über die Zertifizierungen, mit denen die Lenzing AG, Eigentümerin der Marke TENCEL, die unter anderem Viskose, Lyocell und Modal herstellt, arbeitet.
Die PEFC Chain of Custody verfolgt die Herkunft von Wald- und Holzprodukten von zertifizierten Wäldern bis zum Endkonsumierenden, um sicherzustellen, dass diese Produkte verantwortungsvoll produziert wurden.
Laut PEFC Spanien wird die Herstellung von Textilfasern aus Wäldern bis zum Jahr 2025 voraussichtlich jährlich um etwa 8 % steigen. In diesem Kontext spielt Ence, ein führendes spanisches Unternehmen in der Produktion von Eukalyptuszellstoff, eine wichtige Rolle: Mit einer jährlichen Produktion von 685.000 Tonnen Holz aus einheimischen Wäldern trägt es wesentlich zur Textilfaserproduktion bei, einschließlich der Fasern Viskose und Lyocell. Das Unternehmen hat zudem einen Investitionsplan bis 2023 aufgestellt, um diese Produktion weiter voranzutreiben.
Die Zertifikate von FSC und PEFC sichern eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder zu. Dies bedeutet, dass die Lebensräume der Pflanzen und Tiere geschützt und die Rechte der in der Nähe lebenden Menschen beachtet werden. Durch nachhaltige Bewirtschaftung verringert sich auch das Risiko, dass Wälder gerodet werden, um Platz für beispielsweise Palmölplantagen, Sojaanbau oder Bergbau zu machen.
Allerdings bieten diese Zertifizierungen keine absolute Garantie gegen Waldbrände. In einer Welt, die durch den Klimawandel mit immer extremeren Temperaturen konfrontiert wird, bleibt das Risiko von Bränden bestehen. Faktoren wie die Artenvielfalt der Bäume und die vorherrschenden Temperaturen beeinflussen das Brandrisiko eines Waldes.
Zertifizierte, nachhaltige Forstwirtschaft bietet daher leider keinen vollkommenen Schutz gegen Waldbrände. Wenn man sich jedoch für TENCEL statt für Lyocell entscheidet, könnte dies die Wahrscheinlichkeit verringern, dass die Kleidungsstücke einen direkten Bezug zu schweren Waldbränden aufweisen. TENCEL wird von seinem Hersteller so produziert, dass kein Holz aus besonders trockenen und brandgefährdeten Regionen bezogen wird, was im Hinblick auf den Umweltschutz und die Prävention von Waldbränden von Vorteil ist.
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TENCEL™ is a lyocell fibre produced by the company Lenzing. This manufacturer controls the entire supply chain, allowing you to trace authenticity from fibre to finished garment.
Lenzing guarantees that the wood used to make TENCEL comes from certified and sustainably managed forests. In addition, Lenzing has also established guidelines for wood and pulp suppliers. This sets Lenzing apart from other lyocell manufacturers, who do not always offer this guarantee.
Almost all the wood from which pulp is made comes from the same country or a neighbouring country where pulp production occurs. This way, the raw materials do not have to be transported far. Whether the supply chain of, say, a TENCEL blouse remains short depends on where the clothing is ultimately stitched.
Most wood and wood pulp now comes from Central Europe, mainly from pulp mills in Austria and the Czech Republic, but trees are also cut down and ground into pulp for TENCEL in South Africa and North America.
Although the Lenzing group has several European factories, they also produce some of their TENCEL outside Europe. Whether the production of TENCEL is that much better in terms of chemicals compared to Lyocell, we cannot say for sure. Lyocell produced in Europe is also subject to strict rules of the European Union.
Lenzing informed COSH! that they do not obtain Eucalyptus from dry areas such as Portugal or Spain. The company acknowledges that there is a problem with the groundwater consumption of eucalyptus trees. Yet, they believe the trees use water more efficiently than other cultivated plants. They have eucalyptus and acacia plantations in South Africa, and because those trees require a lot of water, the area here is getting drier. We wonder why they plant Eucalyptus here anyway.
Lenzing also purchased 70,000 hectares of land in Brazil to establish FSC-certified eucalyptus plantations and pulp mills for TENCEL production. One of the company’s sustainability goals is to conserve 15,000 hectares of this area by 2030 at their new pulp mill in Brazil. The company also wants to protect old and endangered forests by not using them to make TENCEL. They prioritise innovation of other cellulose sources, including textile recycling, to make the most efficient use of the wood.
The Lenzing company has a DDS (Due Diligence System) for wood procurement; therefore, wood from this company is 100% traceable to the forest of origin. So you can be sure that the wood comes from sustainable sources regardless of certification.
All TENCEL products carry an FSC or PEFC label, are declared environmentally friendly by the EU Ecolabel and are certified as Biobased material by the USDA (United States Department of Agriculture). In addition, Lenzing makes the Lyocell fibres in a closed production process; wood pulp is converted into cellulose fibres with high resource efficiency and low ecological impact. The solvent-spinning process recycles the water used and reuses more than 99% of the solvent.
Whether the production of TENCEL is significantly better in terms of chemicals than Lyocell, we cannot say for sure. Lyocell produced in Europe is also subject to strict rules of the European Union.
FSC certification for forest management guarantees that the forest is managed sustainably. This means that the biodiversity is preserved as much as possible. The certificate also takes into account the local population and workers. FSC has three certifications: FSC 100%, FSC Recycled, and FSC Mix.
Products with this label are made from a mix of materials from FSC-certified forests, recycled materials, and FSC-controlled wood. While controlled wood is not sourced from FSC-certified forests, it reduces the risk that the material comes from irresponsible sources.
PEFC, the Programme for the Endorsement of Forest Certification, also provides several certificates for Lyocell. You can read more about the certifications Lenzing AG, owner of the TENCEL brand, which produces viscose, Lyocell and modal, among others, works with below.
PEFC Chain of Custody tracks forest and tree products from their sustainable sources to the final product. In addition, this standard includes management requirements, for example, on health, safety and labour issues.
According to PEFC Spain, the production of textile fibres from forests will increase by about 8% per year until 2025; they see great potential in this, especially to replace synthetic fibres.
Ence, one of the largest companies in Spain producing eucalyptus cellulose, produces a volume of 685,000 tons annually with wood from local forests. They have an investment plan until 2023 to produce textile fibres such as viscose and Lyocell.
The FSC and PEFC labels ensure that forests are maintained by managing them sustainably. This means that the habitat of plants and animals in the forests is protected, and the rights of people who live near it remain intact. Sustainably managed forests also run less risk of being cut down to make way for palm oil or soy plantations and mining, for example.
Unfortunately, the labels cannot guarantee that there will be no more forest fires in the forests. This is also difficult on a planet that is experiencing increasingly extreme temperatures due to climate change. The chance that a forest catches fire is highly dependent on the types of wood found in the forest and the temperatures in the forest. Sustainable forest certificates can, therefore, unfortunately not offer a watertight solution to forest fires. Nevertheless, if you choose TENCEL instead of Lyocell, you have slightly less chance of your clothing being related to severe forest fires. This is because the manufacturer of TENCEL says it does not extract wood from areas that are too dry and where there is a high risk of forest fires, and Eucalyptus harms the environment.
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