20 Oktober 2025
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Studie zeigt: Sonnenlicht und Stofffarbe beschleunigen die Bildung von Mikrofasern im Ozean
Eine neue Studie der Chinese Research Academy of Environmental Sciences, die im September 2025 veröffentlicht wurde, belegt die beschleunigte Zersetzung von PET-Textilien unter UV-Einstrahlung in Meeresumgebungen. Zusätzlich zeigt sie einen Zusammenhang zwischen der Farbe synthetischer Kleidung und deren Mikrofaserverschmutzung, wenn sie (UV-)Sonnenlicht ausgesetzt ist.
Unter ultravioletter (UV) Strahlung schwächt und zerfällt Polyester-(PET-)Gewebe im küstennahen Meerwasser. Das ist besorgniserregend, da viele Kleidungsstücke am Ende ihres Lebenszyklus im Ozean landen, Strände verschmutzen und später durch das Wasser zirkulieren. Dies führt zur Bildung von Mikro- und Nanoplastikpartikeln sowie zur Freisetzung toxischer Additive und Oligomere, die durch Aufnahme ein Risiko für Meeresorganismen und die biologische Vielfalt darstellen können.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Alltagskleidung allein durch den Kontakt mit der Umwelt zerfallen kann.
Nach nur 12 Tagen im Laborsonnenlicht setzte ein 0,1 Gramm schweres violettes Stoffstück etwa 47.400 Mikrofasern frei.
Die Studie untersuchte die Bildung von PET-Mikrofasern (Polyethylenterephthalat), die aus Textilien freigesetzt werden, wenn sie langfristiger, simulierter UV-Strahlung und Photoalterung in küstennahen Meeresumgebungen ausgesetzt sind. Photoalterung beschreibt den Abbau bzw. die Alterung eines Produkts durch langanhaltende UV-Einwirkung.
Die Forschenden konzentrierten sich auf gefärbte synthetische Stoffe, insbesondere PET, das häufig in Kleidung und Heimtextilien vorkommt.
Die Studie hatte zum Ziel, zu verstehen:
Die Forschenden fanden heraus, dass eine langfristige UV-Exposition PET-Gewebe in Tausende mikroskopisch kleiner Fragmente zerfallen lassen kann. Nach nur zwölf Tagen Sonnenlicht setzten 0,1 Gramm Polyestergewebe zwischen 14.000 und 47.000 Mikrofasern frei.
Wie zerfällt PET?
PET (Polyethylenterephthalat)-Mikrofasern zerfallen unter verschiedenen natürlichen Bedingungen. Die vorliegende Studie der Chinese Research Academy of Environmental Sciences konzentriert sich darauf, wie UV-Licht die Polymerketten aufbricht und dadurch eine Fragmentierung in kleinere Partikel verursacht.
Mikrofasern sind dünner als ein menschliches Haar und gehören zu den häufigsten Formen von Mikroplastik in den Ozeanen. Kleinere Mikroplastikpartikel könnten für Meerestiere und die menschliche Gesundheit schädlicher sein, da sehr kleine Partikel in der Lage sind, in Zellen und Gewebe einzudringen.
Die Studie zeigte, dass dunklere Textilien schneller zerfielen, weil ihre Farbstoffe mehr Sonnenenergie absorbierten und höhere Mengen reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) bildeten. Diese hochreaktiven Moleküle beschleunigen die chemische Alterung von Kunststoffen und führen dazu, dass Fasern schwächer werden und sich lösen.
Violette und grüne Textilien absorbierten mehr UV-Licht und erzeugten höhere Mengen reaktiver Sauerstoffspezies, was den Abbau der Kunststoffketten weiter beschleunigte.
Nach 12 Tagen Labor-Sonnenlichtexposition gaben 0,1 Gramm violetter Stoff etwa 47.400 Mikrofasern ab. Grüne, gelbe und blaue Stoffe setzten weniger Partikel frei – 37.020, 23.250 und 14.400 pro Farbe. Die Forschenden schätzen, dass dieser beschleunigte Test ungefähr einem Jahr natürlicher Sonneneinstrahlung in Küstengewässern entspricht.
Dieser Befund zeigt, dass der Fokus der Modeindustrie auf Ästhetik, Farbe, Finish und Intensität unerwartete Umweltauswirkungen mit sich bringt. Genau die Pigmente, die Kleidung optisch ansprechend machen, können ihren Übergang zu Mikroplastik beschleunigen, sobald sie entsorgt werden.
Auch wenn das genaue Ausmaß der Mikrofasern, die durch synthetische Textilien in aquatischen Umgebungen entstehen, noch erforscht wird, ist bekannt, dass Polyester, Nylon und Acryl eine bedeutende Quelle der Meeresverschmutzung darstellen. Laut Europäischer Umweltagentur stammen etwa 8 % der europäischen Mikroplastikemissionen ins Meer aus synthetischen Textilien – weltweit liegt diese Schätzung bei 16 – 35 %. Jährlich gelangen 200.000 bis 500.000 Tonnen Mikroplastik aus Textilien in die Meeresumwelt.
Im Gegensatz zu natürlichen Fasern, die biologisch abbaubar sind und in der Regel weniger Schaden anrichten, zerfallen synthetische Fasern in kleine, lose Mikrofasern, die für Meereslebewesen gefährlich sind. Sie gelangen auch an Land in den ökologischen Kreislauf und reichern sich aufgrund ihrer Form und Größe insbesondere in der Nahrungskette an.
Es war bereits bekannt, dass Mikrofasern aus Textilien durch das Tragen, Waschen oder achtloses Wegwerfen in die Umwelt gelangen. Diese neue Forschung schafft jedoch zusätzliche Herausforderungen für die Modeindustrie – insbesondere in Bezug auf die End-of-Life-Phase von Kleidung.
Jede Person trägt Verantwortung dafür, die von uns verursachte Verschmutzung zu begrenzen. Konsument:innen und Marken können Farben und Materialien ihrer Kleidung bewusster auswählen. Bei COSH! bevorzugen wir zur Verringerung der Mikroplastikverschmutzung natürliche Materialien wie Hanf, verantwortungsvoll beschaffte Wolle und Bio-Baumwolle.
Auch Hersteller können umweltbewusster produzieren, beispielsweise indem sie Käufer:innen ökologische Farbstoffe anbieten und Überproduktion vermeiden.
Zudem können politische Entscheidungsträger Standards für Kleidung festlegen, die auf den Markt kommt, und Regeln für deren Pflege über den gesamten Lebenszyklus hinweg schaffen.
Es wird deutlich, dass jede Designentscheidung im Modebereich ökologische Kosten hat. Mikrofaserverschmutzung ist nicht nur ein Materialproblem, sondern auch ein chemisches. Ihre Reduzierung erfordert mehr als nur den Wechsel des Stoffes. Sie verlangt ein Umdenken des gesamten Textilsystems, von der Faserproduktion bis zur Färbechemie.
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