29 Oktober 2024
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Entdecke das Konzept der Klimaneutralität, seine Bedeutung für die Bekämpfung der globalen Erwärmung und lerne die Herausforderungen kennen, die es zu meistern gilt.
*image by JEREMY BISHOP
Um dem Klimawandel und der Umweltverschmutzung entgegenzuwirken und die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen zu können, muss eine globale Klimaneutralität angestrebt werden. Dieses Ziel wurde bereits im EU Green Deal festgelegt und zusätzlich mit dem Europäischen Klimagesetz rechtmäßig verankert.
Was bedeutet Klimaneutralität eigentlich?
Die Europäische Union beschreibt Klimaneutralität als den Zustand, in dem die Treibhausgasemissionen so weit wie möglich auf Null reduziert und die Aufnahme dieser aus der Atmosphäre durch Kohlenstoffsenken ausgeglichen werden.
Kohlenstoffsenken sind natürliche „Vorratskammern“, die Kohlenstoffdioxid vorübergehend oder dauerhaft speichern. Zu den wichtigsten natürlichen Kohlenstoffsenken gehören Wälder, Ozeane und Moore. Des Weiteren kann die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen, die Verbesserung von Energieeffizienz und die Einführung nachhaltiger Landnutzungspraktiken dabei hilfreich sein, Emissionen zu reduzieren.
Das Klima der Erde erwärmt sich rapide aufgrund der Ansammlung von Treibhausgasen in der Atmosphäre, vor allem Kohlendioxid aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, der Abholzung von Wäldern und anderen menschlichen Aktivitäten. Diese Erwärmung führt zu einer Reihe schädlicher Auswirkungen, darunter steigende Temperaturen, häufigere und schwerere extreme Wetterereignisse, den Anstieg des Meeresspiegels, den Verlust der biologischen Vielfalt und die Störung von Ökosystemen.
Indem wir Klimaneutralität erreichen, können wir unseren Beitrag zur globalen Erwärmung und den damit verbundenen Auswirkungen deutlich verringern. Darüber hinaus bietet die Klimaneutralität zahlreiche Vorteile, die über die Eindämmung des Klimawandels hinausgehen. Die Umstellung auf saubere Energiequellen und nachhaltige Praktiken kann die Luftqualität verbessern, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern, neue wirtschaftliche Möglichkeiten schaffen und die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden verbessern. Durch Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und die Wiederherstellung von Ökosystemen können wir eine widerstandsfähigere und gerechtere Gesellschaft aufbauen, die besser für die Herausforderungen des Klimawandels gerüstet ist.
Um die Klimaschutzziele zu erreichen und den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssen verschiedene Akteure und Sektoren klimaneutral werden und ihren eigenen CO²-Fußabdruck reduzieren.
Dazu gehören:
Die Modebranche ist für einen signifikanten Anteil der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, vor allem durch den Einsatz von fossilen Brennstoffen in der Produktion, den Transport und die End-of-Life-Entsorgung von Kleidung.
Es wird geschätzt, dass die Modebranche weltweit für etwa 10 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist, was mehr ist als der Beitrag der internationalen Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen. Laut Angaben der Europäischen Umweltagentur entstanden im Jahr 2020 durch den Kauf von Textilien in der EU pro Person ungefähr 270 Kilogramm CO2-Emissionen. Dies bedeutet, dass die Textilprodukte, die in der EU konsumiert wurden, insgesamt Treibhausgasemissionen in Höhe von 121 Millionen Tonnen verursachen.
Um einen Ausgleich zu diesen Emissionen zu schaffen, entscheiden sich Unternehmen für Kompensationen, indem sie weltweite Klimaschutzprojekte fördern und vermeintlich klimaneutral zertifizierte Produkte auf den Markt bringen. Allerdings ist die Form der Kompensation nicht die absolute Lösung! Es ist wichtig zu beachten, dass das Kompensieren von CO2 durch das Fördern von Klimaschutzprojekten kein Ersatz für die Reduzierung von Emissionen ist. Die Priorität sollte immer darin liegen, Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette so weit wie möglich zu reduzieren, bevor man sich für die Kompensation entscheidet.
Und auch hier spielt das Thema Transparenz eine wichtige Rolle. Im Zusammenhang mit Klimaneutralität können Unternehmen klimaneutrale Aussagen machen, um ihre Bemühungen zur Reduzierung oder Kompensation von Treibhausgasemissionen zu kommunizieren.
Allerdings muss hierfür die neue EU-Richtlinie – die Green Claims Directive – berücksichtigt werden. Die Green Claims Directive schützt Verbraucher vor irreführenden Aussagen über die Umweltleistung von Produkten oder Dienstleistungen.
Durch die Einhaltung der Richtlinie können die Unternehmen das Vertrauen der Verbraucher*innen gewinnen und ihre Glaubwürdigkeit in Bezug auf ihre Bemühungen um den Klimaschutz stärken. Sie legt fest, dass umweltbezogene Aussagen wahrheitsgemäß, klar, verständlich und nachprüfbar sein müssen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre klimaneutralen Ansprüche nicht irreführend sind und dass sie über entsprechende Nachweise oder Zertifizierungen verfügen, um ihre umweltbezogenen Behauptungen zu unterstützen.
Mit einer Ökobilanz-Analyse wie Life-Cycle-Assessment oder Product-Environmental-Footprint lassen sich Nachweise erbringen und es wird empfohlen, allgemeine Investitionen in Umweltinitiativen, einschließlich Klimaschutzprojekte, zu fördern. Allerdings sollte Werbung im Zusammenhang mit der CO2-Bilanz des Produktes („klimaneutrales Produkt“) vermieden werden.
Neben dem Ausgleich von CO²-Emissionen durch Klimaprojekte, auch Offsetting genannt, können sich Unternehmen für Insetting entscheiden, was für CO² Reduktion in der eigenen Lieferkette steht. Ein absoluter Vorteil, wenn man Scope 3 berücksichtigen und seine Lieferkette resilienter und qualitativ verbessern möchte. Es wird sich beim Insetting nicht nur auf Baumpflanzprojekte fokussiert, sondern auch auf Veränderungen gängiger Prozesse und Handlungen, um beispielsweise die Recyclingfähigkeit von Produkten zu steigern.
Insetting verfolgt daher einen umfassenden Ansatz, der das gesamte Ökosystem, die Gesellschaft und lokale Wirtschaftsstrukturen einbezieht. Um Insetting-Projekte erfolgreich umsetzen zu können, benötigt man ein langfristiges Engagement und sie sollten in einer umfassenden Klimastrategie nicht fehlen.
Die EU Kommission hat sich auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050 ein neues Etappenziel gesetzt. Es wird empfohlen die Treibhausgasemissionen bis 2040 auf 90% gegenüber dem Stand von 1990 zu verringern. Erforderliche Maßnahmen wie die Dekarbonisierung der Industrie, eine Senkung der Emissionen bis 2030 um mindestens 55% oder auch der Ausbau heimischer Produktionskapazitäten werden jetzt mit dem Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten erörtert. Die Umsetzung dieses Etappenziels könnte ein wichtiger Schritt sein, um das Klimaziel in 2050 zu erreichen.
Vor kurzem wurde zudem die ISO-Norm 14068 – 1:2023 (“Transition to Net-Zero”) veröffentlicht. Sie soll einen Rahmen dafür schaffen, um Klimaneutralität für Produkte und Organisationen zu erreichen. Die Norm legt zum einen Anforderungen an die Planung zur Erreichung der Klimaneutralität, die Ermittlung des CO² Fußabdrucks sowie Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen fest. Außerdem formuliert sie Anforderungen an die externe Kommunikation.
Für Unternehmen bietet diese Norm ein standardisiertes Grundverständnis, auf das sie sich beziehen können, wenn sie aktiv Klimaschutzmanagement betreiben.
Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität!
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