20 Dezember 2024
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Der Schatten hinter den Rabatten: Entlarvung der Illusion
Einst stand der Begriff “Black Friday” im Zeichen eines finsteren Kapitels der Wirtschaftsgeschichte. Reisen wir zurück zum 24. September 1869: Wall-Street-Magnaten Jay Gould und Jim Fisk spannen ihre Fäden, um den Goldmarkt zu monopolisieren und den Goldpreis künstlich in die Höhe zu schnellen – mit der Absicht, von ihren geplanten Börsengeschäften zu profitieren.
Ihr Handeln enthüllt an jenem Freitag, führte zum Zusammenbruch des Aktienmarktes und stürzte sowohl Großindustrielle als auch Landwirt:innen in den finanziellen Abgrund.
Diese Zeiten sind längst Geschichte, doch der Black Friday unserer Tage schreibt seine eigene, kostenintensive Erzählung. Wenn sich das Jahr dem Novemberende zuneigt, erwacht eine greifbare Aufregung. Die Anspannung steigt, die Uhr tickt, und Kreditkarten werden für das Unausweichliche gewappnet. Er ist nun ein Inbegriff für schwindelerregende Rabattschlachten, hektisches Gedränge in den Läden und Konsument:innen, die verlockt werden in eine Welt voll blinkender Konsumgüter. Doch jenseits der strahlenden Werbewelten und des Jagdfiebers nach Schnäppchen lauert eine bedenklichere Wahrheit: die versteckten ökologischen und psychologischen Folgen dieser globalen Konsumwelle.
Viele Firmen setzen auf den Black Friday als einen Wendepunkt für ihre Einnahmen, rampen ihre Produktion weit hoch in der Erwartung einer immensen Nachfrage. Aus Angst, sie könnten den Hunger der Konsument:innen nicht stillen, überproduzieren sie jedoch und erzeugen mehr Waren, als letztendlich Abnehmer:innen vorhanden sind. Dies führt nicht selten dazu, dass sie auf einem Berg unverkaufter Produkte sitzen bleiben.
Insbesondere die Modewelt rückt am Schwarzen Freitag ins Rampenlicht. Im Rhythmus wechselnder Trends fertigen Designer:innen Kollektionen, von denen nicht wenige unverkauft bleiben. Diese Artikel veralten rasch, da die Modebranche sich stetig wandelt. Durch die Fokussierung auf kurzlebige Tragetrends und die Wegwerfmentalität verwandeln sich kostbare Ressourcen und Kleidungsstücke in kurzlebige Produkte, was die weltweiten Müllberge weiter anwachsen lässt.
In einer 2019 veröffentlichten Studie von Professor Phil Purnell von der University of Leeds wurde aufgezeigt, dass bis zu 80% der Kunststoffe und Textilien, die an Black Friday erworben werden letztendlich auf Mülldeponien enden oder verbrannt werden. (Quelle:Deutsche Welle) Darüber hinaus werden ausrangierte Textilien oft in den globalen Süden exportiert, wodurch der Abfallkolonialismus verschärft wird.
Hierdurch gehen nicht nur wertvolle Ressourcen verloren, sondern es kommt auch zu einem beträchtlichen Anstieg von Treibhausgasemissionen. Zudem können diese Textilberge, die oft nicht fachgerecht entsorgt werden, zu einer lebensbedrohlichen Gefahr werden und zu tickende Zeitbombem mutieren. Sie bilden Methanblasen, welche schwere Brände und Explosionen verursachen können. Laut der Ellen MacArthur Foundation entspricht das Volumen der weltweit verschwendeten Textilien jede Sekunde dem Inhalt eines Müllwagens.
Von der Saat bis zum schimmernden Verkaufsraum durchläuft ein Bekleidungsstück eine abenteuerliche Reise, die jedoch nicht an ein Märchen erinnert. Diese Reise spannt sich über Kontinente und Ozeane hinweg und offenbart eine Welt komplexer Vorgänge, weitverzweigter Lieferketten und deren unübersehbaren Einfluss auf unsere Ökosysteme.
Schauen wir uns den Ursprung des Prozesses an: die Anbauweise. Der Anbau von Baumwolle ist Wasser intensiv und bei konventionellen Methoden verlässt sich die Pflanze während des Wachstums und der Erntezeit auf maschinelle Unterstützung, die von fossilen Brennstoffen angetrieben wird.
Die Herstellung von Textilien, insbesondere von Kunstfasern wie Polyester, ist ein Prozess mit hohem Energiebedarf. Diese synthetischen Fasern, abgeleitet aus Erdöl, benötigen enorme Energiemengen für ihre Produktion und stützen sich dabei überwiegend auf nicht-erneuerbare Energieressourcen, was unsere Umwelt stark belastet.
Dazu kommen Färbe- und Gerbprozesse, die noch eine weitere Ebene an Komplexität hinzufügen. Diese unverzichtbaren Verfahren, die Textilien ihre lebhaften Farben und Leder seine feine Qualität verleihen, haben jedoch ihren Preis.
Sie verursachen nicht nur einen enormen Wasserverbrauch, sondern führen auch zahlreiche Chemikalien in unsere Gewässer ein, was zu einer schweren Belastung für Flüsse und Meere führt. Die daraus resultierende Umweltverschmutzung hat katastrophale Folgen für die ökologische Vielfalt und stellt Gemeinden, die von diesen Wasserkörpern abhängig sind, vor gravierende Probleme.
Vor dem Hintergrund von Ereignissen wie dem Black Friday, an dem die Auffüllung der Lagerbestände und die sofortige Auslieferung der Bestellungen von entscheidender Bedeutung sind, schaltet die Logistik auf Überschallbetrieb. Vom Großversand für Produkte aus Übersee bis zu den lokalen Lieferwagen, die die Einkäufe an die Haustür bringen, stößt diese Fahrzeugflotte, die rund um die Uhr im Einsatz ist, um die Lieferanforderungen zu erfüllen, eine beträchtliche Menge an Treibhausgasen aus.
Dem Dirty Delivery Report zufolge beliefen sich die C02-Kosten der Black Friday-Verkäufe im Vereinigten Königreich im Jahr 2020 auf unglaubliche 429.000 Tonnen freigesetztem C02. Als Verbildlichung, diese Zahl entspricht 435 Hin- und Rückflügen von London nach New York oder dem Gewicht von 61.308 Elefanten.
Der Black Friday ist eine glänzende Ode an die Kraft und Verführung des Konsums. Die strahlenden Angebote vermitteln die Illusion, Glück sei nur einen Kauf entfernt. In diesem glitzernden Spektakel flüstern Werbetafeln und Bildschirme eine trügerische Wahrheit: Mehr Besitz gleich mehr Glück.
Die trügerische Hoffnung jener materialistischen Grenzenlosigkeit schafft Fehlverknüpfung unseres Eigenwertes mit dem, was wir besitzen und lenkt ab von dem, was unser Leben wirklich bereichert: Erlebnisse, Verbindungen und persönliche Entwicklung. Der Black Friday kann leicht unsere tiefe Sehnsucht nach Bedeutung und echter Verbindung in den Schatten stellen, während er uns in den Sog des Kaufrausches zieht. Und inmitten der grellen “Jetzt kaufen”-Schilder laufen wir Gefahr, einer unerreichbaren Glücksvorstellung nachzujagen.
Der Countdown läuft, die Lagerbestände schwinden, die Deals sind einmalig – in diesem aufgeladenen Umfeld von Dringlichkeit werden oft vorschnelle und unbedachte Käufe getätigt.
Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuße. Zahlreiche Käufer:innen realisieren später, dass sie den Versuchungen des Augenblicks erlegen sind und sich nun mit ungewollten Artikeln auseinandersetzen müssen. Gefolgt von Reue und einem bröckelnden Glücksgefühl.
Diese impulsiven Käufe füllen nicht nur unsere Räume, sondern belasten laut Studien auch unseren Geist, was Stress, Ängste und sogar Depressionen nach sich ziehen kann. Die scheinbare Ersparnis wandelt sich so manches Mal in finanziellen Druck und potenzielle Verschuldung.
Beim Bummel durch die Black Friday-Angebote lohnt es sich, innezuhalten, nachzudenken und, wenn es sein muss, bewusst zu entscheiden.
Bei der Neuinterpretation des Black Friday geht es nicht um die Verurteilung von Kaufentscheidungen, sondern um die Förderung eines Bewusstseins für achtsames Konsumieren und den Übergang zu durchdachtem Investieren. Niki de Schryver betont: “Nachhaltige Unternehmer:innen stehen vor Herausforderungen. Lasst uns zu Alternativen wie dem Green Friday oder dem Circular Monday wechseln, um der Verschwendung des Black Fridays entgegenzuwirken.”
Konsument:innen haben die kollektive Kraft, den Black Friday umzugestalten, indem sie sich für informierte und reflektierte Kaufentscheidungen einsetzen – für Nachhaltigkeit, Erlebnisse und Gemeinschaft, anstatt für reine Akquisitionen.
Du möchtest an Black Friday auch etwas erwerben? Wähle Marken, die umweltfreundliche Praktiken und ethische Produktion hochhalten. Du bist auf der Suche nach einem stressfreien Shopping-Erlebnis abseits überfüllter Geschäfte oder der Frustration eines langsamen Computers? Entdecke mit COSH! die lokalen Schätze deiner Umgebung, maßgeschneidert für deinen Stil und dein Budget. Werte deine Shoppingtour auf und setze ein Zeichen mit deinen Ausgaben!
Statt in materielle Dinge zu investieren, setze auf Erlebnisse. Studien belegen immer wieder, dass Erlebnisse längerfristiges Glück stiften als materielle Güter.
Nutze die Black-Friday-Zeit als Chance, um achtsam auszumisten und Gutes zu tun. Spende nicht mehr benötigte Artikel an Freunde, Familie oder ausgewählte Geschäfte. Das verringert nicht nur deinen ökologischen Fußabdruck, sondern unterstützt auch Bedürftige. Engagiere dich bei deiner lokalen Kleiderkammer oder einem Wohltätigkeitsgeschäft, um die regionale Kreislaufwirtschaft zu stärken.
Es ist an der Zeit, den Black Friday in einem neuen Licht zu sehen, eines, das seine ökologischen und sozialen Folgen aufzeigt und bewusste Einkaufsgewohnheiten, die Unterstützung von Kleinunternehmer:innen und Handwerker:innen, in den Vordergrund rückt. Als Konsument:innen haben wir kollektiv immense Macht durch unsere Entscheidungen. Lasst uns diese Macht nutzen, um bewusste Wahlmöglichkeiten zu treffen! Entdecke lokale Held:innen, Einzelunternehmer:innen und Kunsthandwerker:innen bei COSH!.
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