29 Oktober 2025
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Am World Cleanup Day schließen sich Millionen von Menschen weltweit zusammen, um Straßen, Parks, Strände und Flüsse von Abfall zu befreien. Seit seiner Einführung im Jahr 2018 gilt er als die größte bürgerliche Umweltbewegung unserer Zeit und wird inzwischen in über 200 Ländern durchgeführt.
Am 20. September 2024 wurde das Datum offiziell als internationaler Tag im UN-Kalender begangen.
Der World Cleanup Day ist nicht nur ein kollektives Aufräumen. Hinter der Initiative steht eine größere Vision:
- Bewusstsein für die weltweite Abfallkrise schaffen
- Gemeinschaften stärken
- Ein Umdenken im Umgang mit Ressourcen anstoßen
Abfall in Flüssen, Meeren oder städtischen Räumen verursacht nicht nur kurzfristig ein unschönes Bild. Langfristig entstehen ökologische Schäden, die Tiere, Ökosysteme und letztlich auch die menschliche Gesundheit gefährden. Das übergeordnete Ziel ist eindeutig: ein gesunder, abfallfreier Planet.
Woher kommt der ganze Müll?
Die globalen Abfallmengen sind nicht zufällig, sondern das Ergebnis mehrerer Faktoren:
- Überproduktion und Überkonsum: In vielen Branchen, ob Textil, Lebensmittel oder Elektronik, werden mehr Produkte hergestellt, als tatsächlich gebraucht oder genutzt werden. Fast Fashion ist dabei ein Paradebeispiel: Billige, kurzlebige Kleidung überschwemmt die Märkte und landet schnell auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen.
- Verpackungen: Ein erheblicher Teil des weltweiten Müllaufkommens besteht aus Verpackungen, insbesondere Einwegplastik – von der Wasserflasche bis zur Versandverpackung. Diese Materialien haben oft nur eine Nutzungsdauer von Minuten, belasten die Umwelt aber über Jahrzehnte.
- Fehlende oder unzureichende Abfallwirtschaft: In vielen Regionen gibt es keine flächendeckenden Systeme für Mülltrennung, Recycling oder sichere Deponien. Abfälle landen ungefiltert in der Natur, in Flüssen oder werden unter gefährlichen Bedingungen verbrannt.
- Globalisierte Lieferketten: Abfall ist nicht nur ein lokales Problem. Textilabfälle aus Europa landen beispielsweise auf Deponien in Ghana oder Kenia. Der Müll „wandert“ mit den globalen Warenströmen und konzentriert sich dort, wo Entsorgung am billigsten ist.
Reicht Recycling und richtige Mülltrennung aus?
Auf den ersten Blick scheint es so, als sei korrekte Mülltrennung die Lösung. Doch hier liegt der Haken:
- Downcycling statt echtes Recycling: Viele Materialien können nicht unendlich oft recycelt werden. Kunststoffe verlieren bei jedem Durchlauf an Qualität, Textilien werden oft nur zu minderwertigen Produkten weiterverarbeitet (z. B. Putzlappen oder Dämmstoffe), bevor sie letztlich doch entsorgt werden müssen.
- Recyclingquoten sind niedriger als gedacht: Weltweit werden weniger als 10 % des produzierten Plastiks tatsächlich recycelt. Ähnlich sieht es bei Textilien aus: Nur ein Bruchteil wird stofflich wiederverwertet, der Rest landet in der Verbrennung oder auf Deponien.
- Mischmaterialien sind kaum recycelbar: Produkte, die aus verschiedenen Materialien bestehen, beispielsweise Textilien mit Polyester-Baumwoll-Mischung oder beschichtete Verpackungen, lassen sich schwer oder gar nicht sortenrein trennen. Damit scheiden sie faktisch vom Recycling aus.
- Energie- und Chemikalienaufwand: Recycling selbst ist kein neutraler Prozess. Es benötigt Energie, Wasser und teilweise aggressive Chemikalien. Dadurch werden zwar Abfälle reduziert, aber neue Umweltbelastungen entstehen.
- Strukturelles Problem: Selbst wenn wir alle korrekt trennen und recyceln, bleiben die Mengen zu groß. Recycling allein kann nicht mit der Geschwindigkeit mithalten, in der neuer Müll produziert wird.
Fallbeispiel Kenia: Die Dandora-Deponie
Ein Blick nach Kenia zeigt, wie komplex die globale Abfallproblematik ist. In Nairobi liegt mit der Dandora-Deponie eine der größten Müllkippen Ostafrikas. Ursprünglich für kleinere Abfallmengen konzipiert, landen dort heute täglich über 2.000 Tonnen unsortierter Abfälle. Darunter Haushalts‑, Industrie- und medizinischer Müll.
Die Deponie ist dabei Lebensgrundlage und Gefahr zugleich. Etwa 5.000 Müllsammler:innen verdienen hier ihren Lebensunterhalt, indem sie Materialien wie Plastik, Metall oder Glas aus den Abfallbergen sortieren. Diese Arbeit findet jedoch unter prekären Bedingungen statt und ist mit erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden, etwa Atemwegserkrankungen oder Hautproblemen. Zusätzlich belasten schwer verwertbare Materialien wie Fast-Fashion-Textilien oder schadstoffhaltige Kunststoffe die Umwelt dauerhaft.
Der Kontrast zum World Cleanup Day ist deutlich: Während Millionen Menschen an einem Tag gemeinsam Müll sammeln, müssen Gemeinschaften wie jene in Nairobi täglich mit den langfristigen Konsequenzen globaler Konsummuster umgehen. Es braucht strukturelle Lösungen in der Abfallwirtschaft: von systematischer Mülltrennung über Kreislaufkonzepte bis hin zu fairen Arbeitsbedingungen für jene, die Abfall bewältigen.
Prävention statt Beseitigung
Textilien gehören zu den am schnellsten wachsenden Abfallströmen weltweit, getrieben von Überproduktion und dem Trend zu kurzlebiger Fast Fashion. Untersuchungen zeigen, dass im Durchschnitt weniger als 20 % der Kleidungsstücke im Kleiderschrank regelmäßig getragen werden. Viele Teile bleiben ungenutzt, weil sie nicht mehr passen, unbequem sind oder nicht mehr gefallen. Diese ungetragenen Stücke verschwinden nicht einfach, sie enden früher oder später oft im Abfallstrom. Ob über Altkleidersammlungen, Container oder im Restmüll: Ein erheblicher Teil davon landet auf Deponien oder wird verbrannt. Dadurch wächst der globale Textilmüllberg, der – ähnlich wie bei Plastik – langfristige ökologische Belastungen verursacht.
Die COSH! Digital Wardrobe App digitalisiert den Kleiderschrank und zeigt, welche Teile genutzt werden. So lassen sich Kleidungsstücke gezielt aussortieren, spenden, reparieren oder verkaufen. Das verlängert nicht nur die Lebensdauer von Textilien, sondern unterstützt auch fundierte Kaufentscheidungen.
Die COSH! Digital Wardrobe kann zur Sensibilisierung für den Umgang mit Kleidung und zur Reduktion vermeidbarer Abfälle beitragen.
Müllvermeidung
Richtiges Recycling ist sinnvoll und notwendig, aber es ist nur ein Teil der Lösung. Wirklich effektiv wird der Wandel erst, wenn:
- Produkte langlebiger und reparierbar gestaltet werden.
- politische Rahmenbedingungen Anreize für Kreislaufwirtschaft schaffen.
- Unternehmen Verantwortung übernehmen und Rücknahmesysteme etablieren.
- wir bewusster konsumieren.
Bereits kleine Veränderungen im Konsumverhalten können messbare Effekte entfalten. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Abfallproblematik mehrdimensional ist und nicht allein durch individuelle Handlungen gelöst werden kann. Konsument:innen können ihren Konsum reflektieren, Unternehmen sind gefordert, Verantwortung für Produkte und Lieferketten entlang des gesamten Lebenszyklus zu übernehmen, und politische Akteure müssen durch regulatorische Rahmenbedingungen den Übergang zu Kreislaufmodellen unterstützen. In der Kombination dieser Faktoren können strukturelle Veränderungen initiiert werden, die über Einzelinitiativen hinausreichen und langfristig zu einer signifikanten Reduktion der Abfallmengen führen.
Der World Cleanup Day ist mehr als nur ein Aktionstag. Er macht auf die weltweite Abfallproblematik aufmerksam und regt Diskussionen für langfristige Veränderungen an. Mach mit, schnapp dir deine Familie, Kolleg:innen oder Freund:innen, teile Wissen und werde Teil der Bewegung.
