1 Dezember 2025
Wie soziale Verantwortung die Modebranche verändert
- Diversität
Die Mülldeponie Dandora im östlichen Vorort von Nairobi, Kenia, ist eine rund 120.000 Quadratmeter große Anlage, die 1975 eingerichtet wurde. Ursprünglich war sie für die Abfallmengen einer deutlich kleineren Bevölkerung ausgelegt, nimmt heute jedoch täglich über 2.000 Tonnen unsortierten Haus- und Gewerbemüll auf. Dazu gehört auch Abfall vom belebten Gikomba-Markt, was zu einer vielfältigen Mischung aus Haushalts‑, Industrie- und medizinischen Abfällen führt. Zwar trägt die Deponie dazu bei, die Straßen Nairobis vergleichsweise sauber zu halten, doch die ökologischen und gesundheitlichen Folgen sind erheblich.
Die Mülldeponie Dandora im östlichen Vorort von Nairobi, Kenia, ist eine weitläufige Anlage von 120.000 Quadratmetern, die 1975 eingerichtet wurde. Ursprünglich war sie für die Abfallmengen einer deutlich kleineren Bevölkerung konzipiert, doch heute gelangen täglich über 2.000 Tonnen unsortierter kommunaler und gewerblicher Abfälle dorthin. Darunter befinden sich auch Abfälle des geschäftigen Gikomba-Markts, was zu einer vielfältigen Mischung aus Haushalts‑, Industrie- und medizinischem Müll führt. Zwar trägt die Deponie dazu bei, Nairobis Strassen relativ sauber zu halten, doch die Umwelt- und Gesundheitsbelastungen sind gravierend.
Auffällig ist die Rolle der Dandora-Deponie als bedeutender Arbeitgeber für die lokale Bevölkerung. Viele Müllsammler:innen, oft aus entfernteren Orten kommend, finden hier ihre erste Arbeitsmöglichkeit. Die Deponie beschäftigt rund 5.000 Müllsammler:innen, die unermüdlich große Mengen Abfall durchsuchen. Für viele ist dies eine gesicherte Einkommensquelle, entscheidend, um in einer Stadt mit hoher Arbeitslosigkeit den Lebensunterhalt zu sichern. Am 6. August beteiligten sich COSH!-Gründerin Niki und ihre Familie gemeinsam mit Charles und Joyce von der Nairobi Recycles Waste Association, der kenianischen Aktivistin Janet Chemitei und Soleil von Nasty New Yorkers an der Verteilung von Hygieneartikeln und Gummistiefeln an die Müllsammler:innen.
Sobald der unsortierte Abfall auf der Deponie eintrifft, wird er vor allem von Frauen nach Materialien wie Plastik, Metall und Glas durchsucht. Trotz der mühevollen und oft gefährlichen Arbeitsbedingungen ist dieser Sortierprozess von entscheidender Bedeutung. Er steht in deutlichem Kontrast zu europäischen Abfallwirtschaftssystemen, bei denen die Trennung meist schon in den Haushalten vor der Abholung erfolgt.
Das wirtschaftliche System innerhalb der Deponie ist komplex. Ein Wiegesystem wird genutzt, um den sortierten Abfall zu erfassen, wobei Frauen in der Regel 20 Kenia-Schilling (etwa 0,14 Euro) pro Kilo Plastik verdienen. Dieser sortierte Abfall wird anschließend zu nachgelagerten Märkten gebracht und an Recycler verkauft. Dieses umgekehrte System der Abfallwirtschaft, verglichen mit Ländern wie Belgien, Deutschland oder den Niederlanden, verdeutlicht die besonderen Herausforderungen und Anpassungen in Nairobi.
Trotz der intensiven Sortierarbeit bleibt ein erheblicher Teil des Abfalls unbearbeitet, was zu meterhohen Müllbergen führt. Kleidung bleibt oft unsortiert, da ihr Zustand eine Weiterverwertung erschwert, was zusätzliche Umweltprobleme schafft. Besonders Fast Fashion und technische Bekleidung bestehen häufig aus Polyester und können schädliche Substanzen wie PFAS enthalten. Die Gesundheitsrisiken für Müllsammler:innen sind hoch – viele leiden unter Atemwegserkrankungen, Hautkrankheiten und anderen Beschwerden durch den langfristigen Kontakt mit gefährlichen Abfällen.
Eine positive Entwicklung ist das Verbot von Einwegplastik wie Plastiktüten und Bechern in Nairobi. Diese Maßnahme hat zu saubereren Strassen und einer Reduzierung des Plastikmülls beigetragen. Viele Produkte werden nun in Glasbehältern verkauft, was zwar Vorteile bringt, aber dennoch zur Gesamtmüllmenge beiträgt.
Am 6. August 2024 besuchten wir mit unseren Kindern die Dandora-Deponie, in der Hoffnung, dass sie die Herausforderungen der Müllsammler:innen besser verstehen. Meine 12-jährige Tochter Chloe bemerkte: „Ich war überrascht, wie glücklich und fröhlich die Menschen bei der Arbeit waren. Sie haben sich nicht beklagt, sondern einfach weitergemacht, Witze gemacht und sich unterhalten.“ Diese Widerstandskraft und Zufriedenheit trotz der harten Bedingungen hat uns tief beeindruckt.
Esthers Weg nach Dandora
Esthers Geschichte steht stellvertretend für die Herausforderungen vieler in Nairobi. Früher führte sie einen Laden, und gemeinsam mit ihrem Partner konnte sie den Lebensunterhalt bestreiten. Als ihr Partner jedoch eine andere Frau heiratete und sie nicht mehr unterstützte, war Esther als alleinerziehende Mutter gezwungen, eine neue Einkommensquelle zu finden. Da ihr Laden allein nicht genug einbrachte, begann sie auf der Dandora-Deponie zu arbeiten. Sie mietete eine Unterkunft in der Nähe, um sicherzustellen, dass ihre Kinder zur Schule gehen konnten. „Als Ladenbesitzerin verkauft man an manchen Tagen, an anderen nicht. Hier kann ich immer etwas verdienen“, erklärte sie.
Kenneths Bitte um mehr Unterstützung
Kenneths Begegnung mit uns zeigte eine weitere Facette des Lebens auf der Deponie. Als er sah, dass Freiwillige Hygieneartikel verteilten, kam er mit einer offenen Bitte auf uns zu: „Es ist großartig, dass die Frauen unterstützt werden, aber es gibt hier auch einen anderen Bedarf.“ Er schlug vor, Kondome zu verteilen, um Probleme zu vermeiden, die aus Beziehungen entstehen, die sich oft unter den Neuankömmlingen auf der Deponie entwickeln. „So kann es zumindest etwas Liebe und Beziehung geben, ohne zusätzliche Probleme“, meinte er.
Als die Sonne unterging, kehrten wir in den angrenzenden Slum zurück, in dem viele Deponiearbeiter:innen leben. Wir besuchten die Ndoto Zetu Association, die Kinder von Arbeitern aus der Gegend, auch von der Deponie, betreut. Dank Spenden und begrenzter staatlicher Unterstützung bietet die Organisation rund 60 Kindern kostenlose Mahlzeiten, Snacks, Bildung und Nachmittagsbetreuung. In vier kleinen Klassenräumen von je nur 12 Quadratmetern lernen jeweils 15 bis 20 Kinder. Auf die Frage, was sie gerade lernen, antworteten sie im Chor: „Leadership-Kurs“ – ein Moment, der mich tief beeindruckte. Der Mut und die Hoffnung dieser Kinder sind inspirierend. Leider könnte die Finanzierung Ende des Jahres auslaufen.
Außerdem experimentierte der Schulmentor Charles von Growth4Change_V4C zusammen mit der Nairobi Recyclable Waste Association mit selbstgebauter vertikaler Landwirtschaft inmitten einer Betonsiedlung. Dies sollte den Kindern gesunde Lebensmittel bieten und ihnen gleichzeitig beibringen, wie man in einer städtischen Umgebung sicher und gesund anbaut. So erhalten sie Werkzeuge, um in ihren Gemeinden etwas zu bewirken.
Dieser Tag hat mich sprachlos gemacht, aber mein Unternehmergeist suchte die ganze Nacht nach Lösungen, wie ich helfen kann.
Ich möchte Impact-Leader aufrufen, sich freiwillig für einen Online-Leadership-Kurs für Kinder zwischen 12 und 16 Jahren zu engagieren. Diese Kurse können den Kindern helfen, Fähigkeiten zu entwickeln, um ihre Welt aktiv zu gestalten. Ich bin bereit, meine Zeit und Energie dafür einzubringen.
Die Fast-Fashion-Industrie verändert sich, trägt aber weiterhin erheblich zur Müllbelastung bei. Hochwertige Kleidung wird kaum noch nach Afrika geliefert, stattdessen landet vor allem schnell verschleißende Fast Fashion. Wir alle können dazu beitragen, Müll zu reduzieren und die Arbeit der Müllsammler:innen zu unterstützen, indem wir:
Deine Unterstützung kann einen echten Unterschied machen:
Schon eine kleine Spende kann das Leben der Müllsammler:innen und ihrer Familien verbessern und den Kindern von Dandora Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben. Wir planen eine große Fundraising-Kampagne und suchen Einzelhändler, die sich mit ihrer Black-Friday- bzw. Green-Friday- und Circular-Monday-Aktion beteiligen wollen. Bitte sende eine E‑Mail an belgium@cosh.eco, wenn du dich an der landesweiten Kampagne beteiligen möchtest.
Die Dandora-Deponie ist ein unverzichtbarer, aber herausfordernder Teil der Abfallwirtschaft Nairobis. Sie bietet vielen Menschen Arbeit, birgt jedoch erhebliche Umwelt- und Gesundheitsrisiken. Das durch wirtschaftliche Notwendigkeit entstandene Sortiersystem verdeutlicht die Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit der Arbeiter:innen. Mit dem Wachstum Nairobis wird es entscheidend sein, die grundlegenden Probleme von Dandora anzugehen, um eine gesündere und zukunftsfähigere Stadt zu schaffen. Deine Unterstützung und dein Engagement können einen spürbaren Unterschied für die Menschen machen, die von der Deponie leben. Gemeinsam können wir positive Veränderungen anstoßen und Hoffnung für eine bessere Zukunft geben.
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