6 November 2024
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Green Knowledge Magazine im Interview mit COSH!
Mit seiner nutzerfreundlichen Online-Plattform, die einen umfangreichen Katalog von Modemarken mit deutlich erkennbaren Nachhaltigkeitszertifizierungen bietet, nimmt COSH! eine führende Rolle im Bereich des bewussten Konsums ein. Durch ein Übernahme von Green Fashion Tours hat sich COSH! von Belgien, den Niederlanden und Spanien aus auf den deutschen Markt ausgedehnt und bietet ein individuell angepasstes Einkaufserlebnis.
Über 1.000 Marken werden kuratiert, hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit bewertet, und der Fokus liegt auf Kreislaufmode, Wiederverkauf und weiteren Nachhaltigkeitsaspekten. Gründerin Niki de Schryver spricht über die Herausforderungen, nachhaltigen Konsum zu fördern, hebt die Wichtigkeit finanzieller Unterstützung hervor und diskutiert Verbesserungsmöglichkeiten bei der Darstellung von Second-Hand-Läden.
Interview: Cheryll Mühlen
Übersetzung ins Deutsche: Sophia Schwan
Wann kam Ihnen die Idee für COSH!, und was bedeutet der Name?
COSH! steht für “Conscious Shopping” und unser Motto lautet: “Bewusstes Einkaufen leicht gemacht”. Meine Erfahrungen sammelte ich weltweit in Produktion und Nachhaltigkeit, besonders als Produktionsleiterin bei Bruno Pieters, einem Pionier der Nachhaltigkeit. Meine Zeit im E‑Commerce und Online-Marketing fühlte sich allerdings nicht wertekonform an. Nach meinem Studium an der Vlerick Business Management School in Belgien nahm ich mit 1.000 Gleichgesinnten an einem Nachhaltigkeits-Hackathon in Brüssel teil. In unseren Diskussion über gesellschaftliche Themen, darunter auch Mode, erkannten wir, dass Verbraucher:innen unzureichend über nachhaltige Modeinitiativen informiert sind. Daraus entstand unser ursprüngliches Konzept Konsument:innen mit Pionierinitiativen zu verbinden, anstatt ihnen Konkurrenz zu machen.
Was ist Ihre Vision für die Zukunft?
Ein wesentlicher Aspekt unserer Strategie ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen Städten und Gemeinden.
Derzeit haben wir 30.000 Nutzer:innen in vier Ländern.
Erkennen die Märkte Gewinnchancen durch eine Zusammenarbeit mit COSH!? Welche Dienstleistungen bietet COSH!?
Viele Führungskräfte sind auf Profit fokussiert, doch unsere Gemeinschaft schätzt gemeinsame Werte und Zugehörigkeit. Das Wissen unseres Teams von Expert:innen in den Bereichen Einzelhandel, nachhaltige Mode und Markenbildung ist ein Kernbestandteil unserer gemeinschaftlichen Werte. Mit 30.000 Nutzern in vier Ländern bieten wir eine Alternative zum digitalen Avocado Store, indem wir Kund:innen zu lokalen Boutiquen in ihren Städten führen, anstatt sie nur online einkaufen zu lassen. Unsere gedruckten Routenführer erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Zudem kooperieren wir mit Schulen, Reisebüros und Förderprogrammen der Europäischen Union. In Partnerschaft mit deutschen Städten fördern wir nachhaltige Alternativen zu Großveranstaltungen wie dem Black Friday.
Wir entwickeln Dashboards, um den PR-Wert für Städte zu veranschaulichen und die Auswirkungen unserer Arbeit in jeder Stadt transparent zu machen. Dabei konzentrieren wir uns auf den Wert des Netzwerks, nicht auf leere Verkaufsversprechen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Marktplätzen legen wir keinen Fokus auf ständig steigende Umsätze. Überkonsum soll nicht der Antrieb unseres Geschäfts sein. Der Umsatz hängt auch von den Anstrengungen der Ladenbesitzer:innen ab. Diese sollten die Auswirkungen ihrer Bemühungen auf das Branding und das Erlebnis ihrer Kund:innen nicht unterschätzen.
Wie prägt Ihre persönliche Leidenschaft für Nachhaltigkeit Ihre Arbeit bei COSH!?
Unser Bestreben bei COSH! ist es, eine umfangreiche Auswahl an Produkten anzubieten, die verschiedene individuelle Stile und Budgets bedienen. Es ist uns wichtig, Optionen in verschiedenen Preiskategorien zur Verfügung zu stellen. Obwohl preiswertere Produkte oft aus fernen Ländern stammen, bedeutet ethische Produktion die Stärkung von Gemeinschaften im Ausland.
Bei der Kostenbetrachtung bevorzuge ich die Unterstützung von Unternehmen, die sich von Grund auf der Nachhaltigkeit verschrieben haben, gegenüber größeren Firmen, die nur einen kleinen Teil ihrer Tätigkeiten minimal umweltfreundlicher gestalten. Dieses Prinzip leitet COSH! in seinem Handeln.
Was unterscheidet COSH! von anderen Fashion-Tech-Unternehmen, wenn es um Nachhaltigkeit und Transparenz geht, vor allem wenn es um die Zusammenarbeit mit lokalen Einzelhändler:innen und ihren Ansatz zur Datenkonnektivität geht?
Oft wird vorgeschlagen, dass wir mit großen Konzernen zusammenarbeiten sollten, um mehr Gewinn zu erzielen. Ich sehe das jedoch anders, da innovative Fashion-Tech-Start-ups dadurch ihre Einzigartigkeit verlieren können. Unser Geschäftsmodell basiert darauf, dass lokale Einzelhändler:innen oder Impact-Unternehmer:innen einen Mitgliedsbeitrag zahlen, der ein jährliches Screening der Marken beinhaltet. Ein Alleinstellungsmerkmal von COSH! ist die stadtübergreifende Vernetzung aller Lieferkettendaten verschiedener Marken und Geschäfte, was sich vom traditionellen Affiliate-Marketing unterscheidet.
Mode-Technologieunternehmen bieten oft umfassende Lösungen für große Unternehmen an, aber das reicht nicht aus, um echte Transparenz und Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten.
Dennoch treibt Geld weiterhin viele Initiativen in der aktuellen Landschaft an. Woher, wenn nicht von großen Modeunternehmen, könnte diese Einflussnahme kommen?
Wir haben das Glück, dass wir Investor:innen haben, die unsere Mission unterstützen. Nach einer erfolgreichen Finanzierungsrunde im letzten Jahr (2022) stehen wir nun kurz vor dem Abschluss einer weiteren für dieses Jahr (2023). Ich bin unseren Investor:innen sehr dankbar. Diese sind stark wirkungsorientiert, solange unsere Mission nicht gefährdet wird. Es ist essenziell, die richtigen Personen auf unserer Seite zu haben, die unsere Vision teilen und fördern.
Sie plädieren dafür, dass wir den Klimakollaps abwenden können, indem wir unsere jährlichen Einkäufe auf nur fünf Artikel beschränken und gebrauchten oder recycelten Produkten den Vorzug geben. Für wie realistisch halten Sie diese Vision, sowohl in Bezug auf die Einhaltung der Fünf-Punkte-Grenze als auch in Bezug auf nachhaltige Entscheidungen für den Rest unserer Bedürfnisse?
*lacht* Bis letztes Jahr verfolgte ich, wie viele andere Führungskräfte im Bereich der nachhaltigen Mode, das Ziel, meine Einkäufe auf zehn Artikel pro Jahr zu beschränken. Das Konzept, diese Zahl auf fünf zu reduzieren, finde ich persönlich recht herausfordernd. Einige meiner Teamkolleg:innen, die ausschließlich Secondhand-Waren kaufen, schaffen es jedoch, sich an dieses strenge Limit zu halten. Ihr Engagement ist wirklich beeindruckend.
Persönlich bevorzuge ich es, lokale Handwerkskunst zu unterstützen. Was die allgemeine Beschränkung des Konsums auf fünf Artikel jährlich angeht, so müssen wir zugeben, dass wir als Gesellschaft noch nicht so weit sind.
Für jemanden wie mich, der sich gut auskennt, ist es schon schwierig, die eigenen Einkäufe zu beschränken oder regelmäßig Secondhand-Geschäfte zu finden, vor allem außerhalb von Ballungsräumen. Das wirft die Frage auf, vor welchen zusätzlichen Herausforderungen andere Menschen stehen könnten.
In letzter Zeit habe ich einen Trend zu gut sortierten Secondhand-Läden beobachtet. Persönlich finde ich es aufgrund meines speziellen Körpertyps manchmal schwierig, beim Secondhand-Einkauf passende Artikel zu finden. Einige dieser Läden bieten ein boutiqueähnliches Einkaufserlebnis, was entscheidend für die Orientierung in den richtigen Geschäften ist. Dieser Aspekt wird von Einzelhändler:innen häufig unterschätzt. Die Atmosphäre in den Läden spielt eine große Rolle; es ist, als würde man eine Gemeinschaft betreten. Ich hatte jedoch auch Erlebnisse, bei denen ich unsicher war, ob ich ein Geschäft betreten durfte oder ob es geschlossen war.
Es scheint, als ob COSH! auch Beratung für unterwegs bietet.
Es stimmt, COSH! bietet auch unterwegs Beratung an. Ein Beispiel hierfür ist mein Besuch in einem Berliner Geschäft, das sich nach COVID-19 den Herausforderungen stellte. Die Designer:innen dieses Geschäfts konzentrierten sich auf maßgeschneiderte Kleidung und Einzelstücke, um Massenproduktion zu vermeiden. Sie äußerten ihre Sorge über den Mangel an Kund:innen, da viele den Laden verließen, ohne etwas zu kaufen.
Nachdem sie Mitglied bei COSH! wurden und mehrere Beratungsgespräche stattfanden, konnten sie wesentliche Veränderungen in ihrem Ladenlayout und Ansatz umsetzen. Ich halte mich an das Motto kein Blatt vor den Mund zu nehmen – ich spreche offen aus, was verbessert werden muss.
Aber es scheint, dass diese Charaktereigenschaft sich als nützlich erweist. Wie sehen Sie bei all Ihrem Wissen den Wert der heutigen Kleidung?
Die Mode heutzutage besteht nicht nur aus einem Stil, sondern aus vielen. Wir müssen unsere Sichtweise auf Mode ändern und Menschen loben, die Kleidung wieder tragen, anstatt ständig Neues zu kaufen. Dies fördert die Nachhaltigkeit. Der Preis eines Kleidungsstücks spiegelt nicht nur die Produktionskosten wider, sondern auch den Verkauf und das Marketing.
Ich bin kein Befürworter großer Schlussverkäufe oder Rabatte. Wenn Artikel zu reduzierten Preisen verkauft werden, verdienen die Geschäfte wegen der niedrigeren Preise und Steuern nicht genug. Der Preis eines Kleidungsstücks sollte die vielen Schritte im Produktionsprozess, die Läden und das gesamte Marketing berücksichtigen. Für Personen mit begrenztem Budget ist es akzeptabel, qualitativ hochwertige Sale-Artikel zu kaufen. Wer es sich leisten kann, sollte jedoch Rabatte meiden und den vollen Preis zahlen, um die Mode nachhaltiger zu gestalten.
Mein Aufruf ist nicht, weniger Geld auszugeben, sondern weniger, aber qualitativ hochwertigere Artikel zu kaufen, auch wenn diese teurer sind. So wird man seine Kleidung schätzen, wiederverwenden, der Umwelt zugute kommen und eine ethischere Modeindustrie unterstützen.
Über COSH!
COSH! ist für Verbraucher:innen vollkommen kostenlos und bietet Einzelhändler:innen die Chance, Teil einer wachsenden Gemeinschaft zu werden. Aktuell sind 122 deutsche Geschäfte auf der Plattform registriert, darunter viele etablierte und aufstrebende lokale Vorzeigegeschäfte.
Die Plattform fördert nicht nur bewussteren Konsum, sondern unterstützt auch lokale Einzelhändler:innen. Nutzer:innen können individuelle Einkaufsrouten basierend auf ihrem persönlichen Stil und Budget erstellen.
Sie erhalten zudem transparente Informationen über die Nachhaltigkeitsleistung der teilnehmenden Einzelhändler:innen und Marken. Das umfassende Screening-System von COSH!, welches sich über sieben Wirkungskategorien erstreckt, hebt sich von der Norm ab, indem es Marken von der Selbsteinschätzung ausschließt. COSH! fokussiert sich stattdessen auf die Überprüfung lokaler Geschäfte und auf Wunsch auch auf die von ihnen geführten Marken.
Diese Herangehensweise ermöglicht eine authentischere Bewertung der Nachhaltigkeit und stärkt die Verbindung zwischen Verbraucher:innen, lokalen Einzelhändler:innen und verantwortungsbewusst produzierenden Marken.
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