1 Dezember 2025
Wie soziale Verantwortung die Modebranche verändert
- Diversität
Ein unerwarteter Award
Den imec.istart Impact Award zu gewinnen, war etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Alle Start-ups im Netzwerk von imec.istart leisten beeindruckende Arbeit und erzielen auf ihre Weise Wirkung. Als COSH! als Gewinner:innen in der Impact-Kategorie aufgerufen wurde und wir die Bühne betraten, war mein erster Gedanke: „Ich hätte eine Rede vorbereiten sollen.“
Doch dann wurde mir bewusst, was dieser Moment wirklich bedeutete. Nach sechs Jahren voller Energie, unzähliger Nächte und unerschütterlichem Glauben daran, dass Veränderung möglich ist, ist diese Auszeichnung Anerkennung für die Mühen, die Rückschläge und das Durchhalten.
Ein Unternehmen aufzubauen, das auf Systemveränderung abzielt, kleine Einzelhändler:innen und Modemarken unterstützt und auf mehreren Ebenen der Kreislaufwirtschaft arbeitet, war nie einfach. Schon früh hieß es bei imec (nicht imec.istart) und Startit@KBC: „Das wird sie nie schaffen. Das Modell ist zu komplex, es verbindet zu viele Ebenen.“ Und doch stehen wir heute hier, aktiv in drei Ländern, während viele andere Start-ups längst verschwunden sind.
Wir haben gezeigt, dass es möglich ist, Smart-City-Dashboards zu entwickeln, die den Einfluss von Stadtmarketing messen, die Entwicklung lokaler Nachhaltigkeits-Ökosysteme sichtbar machen und Veränderungen im Einzelhandel dokumentieren.
Ich hätte eine Rede vorbereiten sollen. Niki de Schryver
Eine nicht ganz so reibungslose Reise
Der Weg war nicht immer glatt. 2023, als eine Finanzierungsrunde scheiterte, mussten wir die Herausforderungen allein meistern. Es hat uns stärker gemacht. Heute finanzieren uns unsere Kund:innen und Projekte. Auch wenn wir noch frühere Kredite abbezahlen, wachsen wir unabhängig, ohne externe Investoren.
Eine der größten Herausforderungen war, lernen loszulassen. Menschen kommen und gehen, aber jeder hat zum Impact beigetragen. Getragen wurde ich in dieser Zeit von meinen Kindern und meinem Partner, während ich nahezu sieben Tage pro Woche an COSH! gearbeitet habe.
Es gab Zweifel, aber kein Aufgeben. Meine Regel: „Scheiss auf die Laune, bleib beim Plan.“
Denn klar war: Wir müssen alle Ebenen gleichzeitig angehen. Die Kreislaufwirtschaft lässt sich nicht allein auf der Produktionsseite lösen. Veränderung braucht auch die Nachfrage-Seite: Verbraucher:innen, Städte und kleine Unternehmen. Und wenn es Wirkung zeigen soll, müssen wir über Belgien hinaus skalieren.
Scheiss auf die Laune, bleib beim Plan. Niki de Schryver
Ohne Daten keine Wirksamkeit.
Mit diesem Award habe ich auch gelernt: Impact wird nur belohnt, wenn er messbar ist. Unsere Dashboards machen das sichtbar, für die Händler:innen wie auch die Städte, mit denen wir arbeiten.
Unterstützt wurde ich von vielen Menschen: unserem VAM Tim Rootsaert, Sven De Cleyn, Mentoren wie Startit@KBC, Piet Verhoeve, Anne Sophie Heysen, Valerie Morel via Noa, Michael De Decker via Impact Shakers, Mimi Lamote, Beyond und Karine Van den Berghe. Ebenso von unseren ersten Investoren, und bis heute von meinem Kernteam Wieke, Silke und Ethan, die diesen Weg mit mir gehen.
Vorbilder in der Kreislaufwirtschaft, Mode und weibliche Unternehmerinnen
An alle, die in der Kreislaufwirtschaft arbeiten, besonders in der Mode: Ich wünsche euch Resilienz und Mut, mit Ambition und Bedacht voranzuschreiten.
An alle künftigen Gründer:innen: Wir sind noch immer unterfinanziert und werden zu oft unterschätzt. Viele Männer erkennen die Probleme nicht, weil sie die Welt anders erleben – und doch stellen Frauen 50 % des Konsummarktes. Wir müssen zeigen, dass wir genauso willensstark und ausdauernd sind, und nicht einfach zurück in alte Rollenbilder fallen. Wenn mein Weg auch nur eine Frau inspiriert, dann hat es sich gelohnt.
Dieser Award ist kein Schlusspunkt. Er ist der Beweis, dass unsere Arbeit zählt und, dass wir erst am Anfang stehen. Mit neuen Regulierungen wie der EPR sehen wir Chancen, die Modebranche schneller in Richtung einer fairen, resilienten Zukunft zu bewegen.
Wir werden weiterbauen. Auch in schwierigen Marktbedingungen.
