6 November 2024
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Michel führt bereits in der 3.Generation die Tradition des Goldschmiede-Handwerks in der Familie Gödeke weiter. Er hat sich neben der Liebe zur handwerklichen Tätigkeit dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet und hat einen Weg gefunden, diese Kombination in seinem Atelier in Hamburg-Duvenstedt umzusetzen und diese Leidenschaft mit kreativen Ideen an seine Kunden weiter zu geben.
Michel, erzähl uns doch erst einmal ein wenig über euer Familien-Unternehmen.
Michel: Mein Opa hat 1929 mit seiner Selbständigkeit das Familienunternehmen in Hamburg-Uhlenhorst gestartet. Mein Vater stieß dann in den 60-er Jahren dazu und sitzt nun mittlerweile seit 57 Jahren am Werktisch. Der Betrieb wurde dann von Hamburg nach Ahrensburg (Kleinstadt, nordöstlich von Hamburg) verlegt, weil sich die Gegebenheiten in Hamburg geändert hatten. Meine Mutter ist ebenfalls Goldschmiedin und führt seit mittlerweile 33 Jahren diesen Betrieb.
Meine Ausbildung habe ich allerdings in einem Schmuckatelier in Braunschweig gemacht, zu denen ich immer noch einen guten Kontakt habe, so dass sie mir bei Kapazitätsengpässen gerne mal aushelfen. Da ich mich für die nachhaltige Ausrichtung entschieden hatte, war es klar, dass ich mich selbständig machen musste, weil man einfach keine neuen Prozesse in einem bereits bestehenden Unternehmen umsetzen kann. Das war dann 2018, als ich, ohne Kundenstamm, meine Goldschmiede eröffnet habe. Das Thema Nachhaltigkeit hat mich schon mit 15 interessiert, aber da war mir noch nicht klar, dass ich es als Goldschmied umsetzen werde.
“Mein Betrieb seit der Gründung klimaneutral und meine Produkte sind es ebenfalls. Ich bin somit tatsächlich die erste klimaneutrale Goldschmiede in Norddeutschland.”
Was sind Deine Hauptthemen im Bereich Nachhaltigkeit?
Michel: in Bezug auf Materialien habe ich mich für Fairmined (https://www.fairmined.org/de/) entschieden. Seit vier Monaten bin ich Mitglied. Fairmined ist eine Minenkooperation, überwiegend in Südamerika. Es werden einzelne Minen, aber auch die komplette Handelskette bis hin zur Raffination zertifiziert. Es werden Daten über die Abnahmemengen der Materialien aufgenommen und damit verglichen was daraus entstanden ist. Ich selber bin dann natürlich auch zertifiziert, verwende allerdings nur das Eco-Gold, weil es ebenfalls umweltfreundlich gewonnen wird. Fairmined garantiert faire Arbeitsbedingungen, leistet einen Beitrag zum Klimaschutz und es werden keine schädlichen Substanzen, wie z.B. Zyanid und Zyankali eingesetzt. Bei Fairmined geht es mehr um die Darstellung der Transparenz als um die Außenwirkung.
Ich bin zwar kein Mitglied bei Fairtrade, könnte aber trotzdem, wenn es ein Kunde wünscht Fairtrade Gold einschmelzen und es verarbeiten, dürfte es dann aber nicht mit Fairtrade ausloben. Außerdem ist mein Betrieb seit der Gründung klimaneutral und meine Produkte sind es ebenfalls. Ich bin somit tatsächlich die erste klimaneutrale Goldschmiede in Norddeutschland. Ich habe den CO2 Ausstoß meiner Ressourcen, wie z.B. Werkzeuge, Gold, berechnen lassen und kompensiere den Ausgleich in ein Klimaschutzprojekt über ClimatePartner (Klimaschutzpartner). Ich habe mich hierbei für ein Projekt in Kooperation mit der Plastic Bank entschieden, wobei Windmühlen auf den Philippinen gebaut werden. Zusätzlich werden pro Tonne CO2 auch noch 10kg Plastik aus dem pazifischen Ozean gefischt.
Und dann hast Du sogar noch ein eigenes Label geschaffen, richtig?
Michel: Genau, das ist das „RE-Gold“ Label (https://www.goldschmiede.net/f…), was durch den RJC (Responsible Jewellery Council) zertifiziert wurde. Hierfür wird Alt-Gold verwendet, was in einem Reycling-Prozess in Feingold umgesetzt wird und daraus entsteht neuer Schmuck.
Die Scheideanstalt (eine Einrichtung, die sich auf den Ankauf und Verkauf von Edelmetallen spezialisiert hat und diese auch recycelt) lässt sich von RJC prüfen und ich verarbeite das Gold. Ich habe mir meine Scheideanstalt (liegt in Pforzheim) auch schon einmal angesehen und mir zeigen lassen wie sie gewährleisten, dass das recycelte Gold nicht mit anderem Gold vermischt wird, wie es gelagert und transportiert wird.
Aus wie viel Personen setzt sich Dein Team zusammen und wer hat welche Aufgaben?
Michel: Wir sind zur Zeit nur zu dritt. Da gibt es einen Auszubildenden, meinen Vater und mich. Mein Vater ist von Anfang an dabei. Eigentlich ist er schon Rentner, aber jetzt muss er mal wieder ran. Er kümmert sich um die Anfertigung von Schmuckstücken und ich bin vorwiegend für Trauringe, Sondertechniken und Kundenservice zuständig.
Das Design wird meistens mit den Kunden zusammen entwickelt. Auf meiner Webseite will ich auch nur ein Gefühl dafür vermitteln, was evtl. machbar ist. So kann der Kunde unbefangen neue Ideen mit einbringen.
Habt ihr euch auf bestimmte Produkte spezialisiert?
Michel: Wir machen viele Trauringe, aber auch sehr viel Männerschmuck, wie z.B. Anhänger, Siegelringe und Armreifen. Dadurch, dass wir selber abgießen, können aus den Zwischenschritten wieder neue Varianten gebildet werden, aus denen wieder neue Schmuckstücke entstehen.
Meine Kunden können auch beim Gießen der Trauringe mit dabei sein. Musterringe werden meistens erst in Silber gefertigt und wenn das Modell passt, dann kann man gemeinsam die endgültige Form gießen. Das ist wirklich der spannendste Arbeitsprozess! So baut der Kunde schon von Anfang an einen Bezug zu seinem Schmuckstück auf.
Außerhalb Deiner Werkstatt bist Du aber auch noch in anderen Projekten involviert. Worum geht es dabei?
Michel: Ich versuche gerade eine Plattform für ein Goldschmiede Netzwerk aufzubauen. Handgefertigten Schmuck findet man im Internet nicht wirklich, meistens ist es industrieller Schmuck. Ich fange erst einmal mit einem Online-Shop an, in dem meine Produkte angeboten werden und nach und nach sollen weitere Produkte aus anderen Werkstätten hinzukommen, die ebenfalls weitere Schmuck-Standards erfüllen. Generell soll das Handwerk in den Mittelpunkt gestellt und deutlich gemacht werden, dass es sich um eine nachhaltige Fertigung handelt.
Und dann arbeite ich auch noch sehr gerne mit meinem Bruder, einem Fair Fashion Designer (Lars Gödeke) zusammen. Wir haben das Projekt „Bant Plastic Kanister“ entwickelt. Das ist ein silberner Kettenanhänger, der eine Ölkanne darstellt. Dadurch, dass man ihn trägt, fördert man das Bewusstsein für sich und aber auch für andere, dass man Plastikmüll vermeiden sollte. Ein weiteres Projekt ist bereits in Planung!
Ach ja, zusätzlich bin ich auch noch seit 2018 Umweltpartner für die Stadt Hamburg, in dem man für freiwillige Umweltschutzleistungen zertifiziert wird und ich engagiere mich in unserem Stadtteil „Duvenstedt aktiv“, um Projekte innerhalb der Unternehmensgemeinschaft zu fördern und zu organisieren.
Vielen Dank Michel für das super interessante Gespräch!
Michel engagiert sich wirklich in vielen Themenbereichen und hat tolle Ideen wie man das Handwerk wieder populärer machen kann. Aus diesem Grund haben wir ihn auch auf unserer Green Fashion Tour Map mit aufgenommen und planen mit ihm und seinem Bruder interessante Projekte für euch! Macht doch aber auch mal einen Ausflug in das idyllische Duvenstedt und schaut in seiner Werkstatt vorbei. Vielleicht hat er Zeit und ihr könnt ihm bei dem ein oder anderen Arbeitsprozess über die Schulter schauen.
Mehr Infos über die Goldschmiede Michel Jens Gödeke unter https://www.goldschmiede.net/
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