20 Dezember 2024
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Unsere Autorin Sabine hat Mareen, die Gründerin des in Hamburg ansässigen nachhaltigen Bademodenlabels Mymarini, interviewt. Seit 2013 produziert Mymarini nicht nur wunderschöne funktionale Bikinis und Badeanzüge, sondern bringt Nachhaltigkeit und Aufklärung in den Surf- und Sportsektoren voran. Mehr zu Mareens Story und zu den Projekten, die sie noch vor hat, im Interview.
Mareen, natürlich interessiert uns zuallererst wie Du den Weg zu Deiner nachhaltigen Bademode gefunden hast.
Mareen: Eigentlich bin ich gelernte Grafikdesignerin und habe durch einen Quereinstieg im Vertrieb bei einem Hamburger Modelabel angefangen. Aber irgendwann hat mich das nicht mehr glücklich gemacht, ich habe mich nicht mehr wohl gefühlt und habe mir die Frage gestellt ob das wirklich schon alles ist! Die Arbeit im Vertrieb war auch kein Honig schlecken und deswegen wollte ich erst einmal einen Break, das war 2012. Ich habe mich für meine große Leidenschaft, dem Surfen, entschieden und bin dafür nach Kolumbien gegangen.
Zusätzlich habe ich mir vorgenommen Spanisch zu lernen, was aber eher ein wenig als Alibi galt! Das Leben dort war für mich wie Robinson Crusoe, sehr simpel. Für Kost und Logis habe ich in einem Surfhostel gekellnert und auch noch Surfunterricht gegeben. Wir lebten dort sehr nah an der Natur. Es wurde auf dem Feuer gekocht, aus Kokosnüssen getrunken und jeder überflüssige Konsum war vergessen.
Durch das viele Surfen viel mir dann auf, dass meine Bademode recht schnell ausgeleiert und ausgeblichen war. Da habe ich zum ersten Mal angefangen zu hinterfragen wo und wie was produziert wird. Nach so einer einschneidenden Lebenserfahrung wie in Kolumbien konnte ich nicht wieder zurückkommen und so weitermachen wie zuvor, es war klar, dass meine neue berufliche Ausrichtung nachhaltig sein musste.
Dann wurde der Grundstein für Dein neues Projekt also in Kolumbien gelegt. Welche nächsten Schritte kamen danach?
Mareen: Ich habe sogar noch in Kolumbien angefangen einen Businessplan zu schreiben, also das was ich meinte was ein Businessplan sein könnte. Sprich ich habe meine Idee zusammengefasst. Als ich 2013 zurück nach Deutschland kam habe ich sofort angefangen meinen Plan umzusetzen. Die ersten drei Jahre habe ich auch alles selber gemacht. Meine Eltern standen aber komplett hinter mir. Sie fanden die Idee ein wenig schräg, haben aber an mich geglaubt und mich in allen Tätigkeiten unterstützt.
Am Anfang habe ich nur auf Bestellung produziert. Ich hatte einen Online-Shop und eine Schneiderin in Stuttgart hat für mich gearbeitet. So langsam wurde dann die Presse auf mich aufmerksam (Brigitte, Süddeutsche Zeitung) und dann wurde Mymarini ziemlich schnell immer größer.
Wie konntest Du den schnellen Wachstum dann bewältigen?
Mareen: Die größer werdenden Bestellungen konnte ich dann nicht mehr von zu Hause aus bewältigen, aber meine Mutter hatte mir angeboten die Logistik zu übernehmen. Sie hatte einen eigenen Laden, in dem sie den Hinterraum als Lager genutzt hat. Irgendwann wurde das Lager immer größer, sie hat ihr Geschäft geschlossen und sich nur noch um die Logistik gekümmert.
Das Lager im Schwarzwald ist mittlerweile 250qm groß und ein Team von fünf Leuten wird dort beschäftigt. Und dann ist auch noch mein Partner William dazu gestoßen. Letztendlich hat er seinen Job als Maschinenbauer gekündigt und ist komplett bei Mymarini mit eingestiegen.
Wo kann man Mymarini überall finden?
Mareen: Es gibt zum einen unseren eigenen Laden in Hamburg-Eimsbüttel seit 2018 und dann sind wir noch bei über 50 weiteren Einzelhändlern vertreten. Die Power von größeren Bestellungen und die Visibilität die damit verbunden ist, benötigen wir um noch mehr zu wachsen und um wirklich etwas bewegen zu können.
Für jeden Badeanzug, der von uns auf der Fläche hängt, verdrängen wir einen nicht nachhaltigen Badeanzug. Das war mir eine Zeit lang auch gar nicht so klar. Ich hatte mich mit dem zufrieden gegeben was ich aufgebaut hatte, aber in gewissen Geschäften muss man vertreten sein, um ernst genommen zu werden und somit an noch mehr Kunden seine Botschaft überbringen. Dennoch möchte ich die Concept Stores, mit denen wir auch schon von Anfang an zusammen arbeiten nicht missen. Sie sind mir unglaublich wichtig.
Wie viele Leute hast Du jetzt in Deinem Team beschäftigt?
Mareen: Wir sind 13 Personen (inkl. Lager), mit Freelancern 17 (wie z.B. Schnittdirektrice, Nachhaltigkeits-Beauftragte). Das ist noch so ein wichtiger Punkt warum wir größer werden wollen. Uns ist es wichtig, dass wir Leute einstellen können, dass wir ein guter Arbeitgeber sind, dass die Mitarbeiter für ihre Familien und Freunde Zeit haben und flexible Arbeitszeiten sinnvoll nutzen können.
Wir konnten sogar während der Corona-Phase mehr Leute im Lager einstellen. Da trafen wir teilweise auf wirklich sehr emotionale Momente. Es ist toll zu sehen, wenn Mitarbeiter glücklich sind und wir unvorhersehbare Möglichkeiten bereitstellen können. Das sind Gründe groß zu werden, um sich persönlichen Schicksalen zu widmen.
Magst du uns auch noch ein wenig mehr über die Auswahl der Materialien und eure Produktion erzählen?
Mareen: Für unsere Stoffe wird die Faser Econyl verwendet. Das ist ein regeneriertes Garn was aus Fischernetzen, Teppichresten und Plastikmüll gewonnen wird. Wir arbeiten mit einem Stoffhersteller in Italien zusammen, den es seit über 100 Jahren gibt.
Bei den Schnitten haben wir mittlerweile einen sehr guten Fundus aufgebaut, auf den wir zurückgreifen können und ab und zu daraus Varianten erstellen. Wir müssen auch wirklich aufpassen, dass unsere Bestseller nicht kopiert werden.
Das besondere an unseren Schnitten ist eine Art Mini-Shape-Effekt. Eine doppellagige Verarbeitung mit der man sich immer gut angezogen fühlt.
Die Produktion ist in Kroatien und unsere neue Bio-Baumwolle Kollektion lassen wir in Portugal produzieren. Die Stoffe dafür kommen sogar aus Deutschland. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Lieferanten und im Laufe der letzten Jahre ein großes Maß an Vertrauen aufgebaut. Wir stehen im täglichen Austausch und könnten jederzeit vorbeikommen. Eigentlich hatten wir dieses Jahr eine Produktionsreise mit unseren Mitarbeitern geplant, die musste jetzt erst einmal ausfallen.
Was kannst Du anderen anstehenden Gründern als Tipp mitgeben?
Mareen: Also was man auf jeden Fall zum Gründen braucht ist auch Glück! Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Der kroatische Produzent hat z.B. mich gefunden. Er hat mich kontaktiert, als die Bestellungen immer mehr wurden und die Schneiderin es nicht mehr alleine geschafft hat. Und mein Instinkt hat mir natürlich auch geholfen. Die Entscheidung mit diesem Produzenten weiter zu arbeiten, war eine wertvolle Entscheidung für das Unternehmen. Ich konnte ihm Vertrauen und er hat mir bei meinen Problemen in Bezug auf die Herstellung geholfen.
Bademoden sind ja eher ein Sommerprodukt. Was macht ihr eigentlich im Winter?
Mareen: Es gibt keine Herbst/Winter Kollektion. Es ist eine Kollektion für das ganze Jahr. Die Sommersaison ist recht lang und geht mindestens bis Oktober. Im Januar wollen die Läden schon die neue Kollektion. Wir hatten schon einmal überlegt im Winter Funktionswäsche anzubieten, aber das Projekt haben wir dann doch wieder schnell ad acta gelegt. Wir fokussieren uns auf Damen und Mädchen Bademode. Ab und zu füllen wir mal die ein oder andere Lücke im Sortiment (wie mit der Baumwoll-Kollektion) oder erstellen etwas auf Kundennachfrage. Da gebe ich auch gerne mal eine kreative Aufgabe an meine Mitarbeiter ab.
Mymarini ist auch in unterschiedliche Projekte involviert. Was genau macht ihr da?
Mareen: Zum einen gibt es die Mymarini Retreats. In Kooperation mit ausgewählten Partnern bieten wir Surf, Yoga und Meditation Retreats in Europa an. Es steckt auch eine kleine missionarische Geschichte dahinter. Wir klären über das Produkt auf und machen die Unterschiede zu herkömmlicher Bademode deutlich. Das ist eine tolle Ergänzung. Seit vier Jahren bieten wir diese Reisen nun schon an und man hat immer wieder tolle, spannende Persönlichkeiten dabei.
Des weiteren planen wir gerade die Aufklärungskampagne mit „Water is Love“, bei der es rund um das Thema Wasser geht. In diesem Jahr haben wir eine tolle Aktion geplant, bei der wir unseren Wasserverbrauch durch das Pflanzen von Bäumen ausgleichen. Dieses Event haben wir zusammen mit der Organisation Klimapatenschaft Tourismus GmbH organisiert. Wir arbeiten daran unsere gesamte Produktion wasserneutral zu gestalten.
Wir werden zukünftig ein Magazin einmal im Jahr rausbringen, um zu zeigen was wir alles leisten und was Mymarini sonst noch so hervorbringt. Wir wollen die Leute mehr auf unsere Kanäle bringen!
Wenn man Mareen so zuhört lohnt es sich auf jeden Fall mehr Badeanzüge zu kaufen. Ihr Zukunftsplan ist es, dass die Firma wächst, um Gutes zu schaffen. Da helfen wir doch gerne mit und freuen uns jetzt schon auf die nächsten Kollektionsfarben!
Finde mehr darüber: https://www.mymarini.com
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